Utopia and Dystopia in German Literature and Film
“Longing for the Elsewhere”. Utopia and Non-Places in the Poetry of Exiled Women Writers
Alberto OrlandoThe emotional and social turmoil resulting from leaving one’s homeland caused a profound sense of alienation for many German-speaking women writers exiled after 1933. This condition often found expression in a poignant psychological farewell to a now inaccessible motherland. The poetry of the women writers who went into exile reveals a continuous quest for a new and ideal homeland. Their works range between memories of the past, hopes for a utopian future, and fantastical or even dreamlike visions. As spatial perception becomes precarious in exile, poetry serves as a tool to reshape what has now become a non-place, permeating it with an entirely new existential significance and poetic features. This paper explores the theme of ‘longing for elsewhere’ in the works of the exiled writers Else Lasker-Schüler, Hilde Domin, and Mascha Kaléko, aiming to illustrate in all its forms, the transformation of the physical place, into utopias and dystopias, along with heterotopic, memory, and non-spaces. Through analysis of selected poetry, where the complex interplay between utopian ideals and tangible experience is vividly portrayed, this paper aims to show new insights and interpretations, shedding light on the profound emotional and existential struggles faced by these three women, Jewish and exiled poets.
„Sehnsucht nach dem Anderswo“. Utopie und Nicht-Orte in der weiblichen Exillyrik
Alberto OrlandoDie Entwurzelung aus der Heimat war für viele nach 1933 exilierte Intellektuelle eine tiefgreifende Isolation. Diese Schriftstellerinnen und Schriftsteller befanden sich in einem neuen sozio-identitären Zustand, in dem jede Verbindung zur Vergangenheit, zu Heimatorten und zu persönlichen Beziehungen unterbrochen war – es sei denn, sie wurde allein durch das Schreiben und die Verbundenheit mit der deutschen Muttersprache bewahrt. Besonders bemerkenswert ist die Lyrik der Exildichterinnen, da sie auf das interpretative Paradigma der Frau, in vielen Fällen Jüdin, Dichterin und in einem sozialen und beruflichen, untergeordneten oder sogar gettoisierten Zustand zurückzuführen ist. Das ‚Getto‘ dieser Lyrikerinnen war nicht nur ein begrenzter physischer Raum, sondern auch ein symbolischer Raum, der sich im Allgemeinen auf die sozialen und psychologisch-emotionalen Bedingungen der unterdrückten Exilrealität erstreckte. Der vorliegende Beitrag zielt darauf ab, das Thema der ‚Sehnsucht nach dem Anderswo‘ im lyrischen Schaffen von Else Lasker-Schüler, Hilde Domin und Mascha Kaléko zu untersuchen. Durch die Analyse ihrer lyrischen Texte wird die Rolle von Konzepten wie Heterotopie, Dystopie, Nicht-Orte und Erinnerungsorte in den Werken dieser Autorinnen erläutert, um zu zeigen, wie diese Dimensionen ihre utopischen Visionen authentisch machen und eine ideale Gesellschaft skizzieren. Die Exillyrik dieser drei Dichterinnen bezeugt genau die Suche nach einer utopischen Heimat, die zwischen Erinnerung, zukünftiger Hoffnung und einer fantastischen und traumhaften Vision liegt. Trotz der Unterschiede in den utopischen Darstellungen Domins, LaskerSchülers und Kalékos verbindet sie die Verwendung der Lyrik als Mittel zur Gestaltung eines Projekts für die menschliche und soziale Erneuerung