Utopia and Dystopia in German Literature and Film
Utopische Raumordnung in Jura Soyfers Astoria
Nino PirtskhalavaBasierend auf der Lektüre des Stücks Astoria von Jura Soyfer, einem der bedeutendsten politischen Schriftsteller Österreichs, befasst sich dieser Artikel mit dem Zusammenspiel zwischen utopischer Raumordnung, AntiIntellektualismus und der Erfahrung der Vertreibung jüdischer Intellektueller in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Astoria wird als ein Stück gelesen, das von der Perspektive einer dreifachen Distanziertheit des russischösterreichisch-jüdischen Linksintellektuellen geprägt ist, dem, durch die groteske Darstellung es gelungen ist, einen nichtexistierenden Staat, Astoria, mit allem notwendigen staatlichen Zubehör sowie erfundenen Sprache, auszurüsten. Dazu ist es diesem russisch-österreichisch-jüdischen Linksintellektuellen mit seinem ursprünglich entfremdeten Blick die Schilderung des problematischen Vaterland-Begriffes gelungen – ein Dilemma dem sich Österreich seit Jahrzehnten ausgesetzt sah. Da Astoria sogar so grundlegende räumliche Orientierungspunkte wie „links“ und „rechts“ in politisch qualifizierte Zuordnungen transfiguriert, kann das Stück als kritische künstlerischsprachliche Übung in utopischer Zurückhaltung gelesen werden, die sich in ihrer Negativität sowohl von als auch ergänzend zu philosophischen Projekten des utopischen Denkens wie dem von Ernst Bloch abgrenzt.
Utopian Spatial Order in Jura Soyfer’s Astoria
Nino PirtskhalavaBased on a reading of the play Astoria by Jura Soyfer, one of Austria’s most important political writers, this article deals with the entanglement between utopian spatial order, anti-intellectualism and the experience of displacement by Jewish intellectuals in the first half of the twentieth century. Astoria is read as a piece marked by the perspective of a threefold detachment on the part of the Russian-Austrian-Jewish left-wing intellectual whose grotesque depiction of how a non-existent state, Astoria, with all the necessary state paraphernalia as well as its own language, is being invented mobilizes his originally alienated gaze to problematize the very notion of a fatherland, a conundrum that Austria itself had been exposed to since decades. As Astoria transfigures even such basic spatial markers of orientation as “left” and “right” into politically qualified allocations, the play can be read as a critical artistic-linguistic exercise in utopian restraint that, in its negativity, both diverges and complements such philosophical projects of utopian thought as that of Ernst Bloch.