BÖLÜM


DOI :10.26650/B/AA09.2023.012.04   IUP :10.26650/B/AA09.2023.012.04    Tam Metin (PDF)

Historische Bilder von Türken in der deutschen Literatur

Mustafa Gencer

Das jahrhundertealte „Türkenbild“ der europäischen Kulturgeschichte war insbesondere im deutschsprachigen Raum von negativen Stereotypen und Assoziationen mit Fremd- und Andersartigkeit geprägt, die zunächst mit der wilhelminischen Weltpolitik und dem Kriegsbündnis im Ersten Weltkrieg sowie der dauerhaften Präsenz türkischer Gastarbeiter nach 1961 hinterfragt und verworfen wurden. Das stereotypische Bild der Türken als Schrecken des Abendlandes dominierte bis weit ins 19. Jahrhundert auch das deutsche Bildungswesen. Nach der Reichsgründung 1871 pflegte jedoch das wilhelminische Kaiserreich zunehmende Beziehungen zum Osmanischen Reich auf den Ebenen des Militärwesens, der Wirtschaft und Kultur, welche im Ersten Weltkrieg in der „Waffenbruderschaft“ kulmunierten. Die Rezeption des Türkeibildes in Deutschland erfuhr im ausgehenden 19. Jahrhundert durch Berichte deutscher Militärberater und der innerdeutschen Debatte um den deutsch-türkischen Wirtschafts- und Kulturraum eine erste Differenzierung. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bestand ein deutsches Interesse für die antike Zivilisationen Kleinasiens. Im Zusammenhang mit der deutschen Weltmachtpolitik gegen Ende des Jahrhunderts entwickelte sich in den Kreisen der friedlichen Imperialisten (Paul Rohrbach, Friedrich Naumann) und Orientprotagonisten (Hugo Grothe und Freiherr von der Goltz) die Idee der deutschen Kolonisation in Kleinasien entlang der Bagdadbahn. Dieser Prozess wurde wissenschaftlich von der deutschen Orientalisten Martin Hartmann und Carl Heinrich Becker u.a. begleitet. Ehemalige deutsche Akteure im Osmanischen Reich und deutsche Exilanten unter NS Regime aus der Politik und Wissenschaft sorgten schließlich in der Zwischen- und Nachkriegszeit für ein positives Türkeibild in Deutschland. Anhand von renommierten Lehrbüchern im Fach Geschichte, pädagogischen Fachzeitschriften, konfessionellen Handbuch der Geografie, Darstellung zeitgenössischen Akteure sowie Biographien etc. wird versucht, die Stereotypisierung, die diskursanalytische Wandlungen und Rekonstruktion des Türkenbildes in der deutschen Literatur zu verfolgen. Der Beitrag widmet sich daher der Transformation dieses Türkei- und Türkenbildes in der deutschen Literatur und ihren Auswirkungen auf den Türkeidiskurs in der neueren Geschichte.


DOI :10.26650/B/AA09.2023.012.04   IUP :10.26650/B/AA09.2023.012.04    Tam Metin (PDF)

Historical images of Turks in German literature

Mustafa Gencer

The German-Turkish relations have been particularly intense and continuous for over a hundred years. The German prejudices about Turks also have a long history. They range from cliché images such as “Fear of the Turks” (Türkenangst) and “Turkish atrocities” (Türkengräueln) in the Middle Ages to “Oriental despotism” or “Turks before Vienna” in the early modern period and to the “sick man on the Bosporus” in the 19th and 20th centuries. The centuries-old “image of the Turks” (Türkenbild) in European cultural history was shaped by negative stereotypes and associations with being foreign and different, especially in German-speaking countries. These were initially questioned and rejected by Wilhelmine Weltpolitik and the war alliance in World War I, as well as the permanent presence of Turkish guest workers after 1961.

The reception of the image of Turkey in Germany experienced a first differentiation in the late 19th century through reports by German military advisors and the internal German debate about the German-Turkish economic and cultural area. Since the middle of the 19th century, German interest has been in the ancient civilizations of Asia Minor. In connection with German world power politics (Weltmachtpolitik) towards the end of the century, the idea of German colonization in Asia Minor along the Baghdad railway developed in the circles of peaceful imperialists (Paul Rohrbach, Friedrich Naumann) and protagonists of the Orient (Hugo Grothe and Freiherr von der Goltz). This process was accompanied scientifically by the German orientalists Martin Hartmann and Carl Heinrich Becker, among others. Former German actors in the Ottoman Empire and German exiles from politics and science under the NS regime finally ensured a positive image of Turkey in Germany in the interwar and post-war periods. Using textbooks, specialistjournals and depictions of contemporary actors as well as biographies, etc., an attempt is made to trace the stereotyping and transformation of the image of Turkey and the Turk in German literature.


Anahtar Kelimeler: TurksImageMythStereotypeGerman LiteratureHistory

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